Selbständigkeit – ein Schock?!

Kannst du dich an den Moment erinnern, in dem du mit aller Sicherheit erfahren hast, dass du (zum ersten Mal) schwanger bist? Eine dumme Frage. Ich kenne keine Frau, die das nicht kann. Es ist einer der emotionalsten Momente im Leben einer Frau. Ein Sturm von Gefühlen der Freude, Aufregung, Ängste bricht über einen herein.

Manche sind überglücklich. Andere sind erst einmal geschockt und müssen die Nachricht verdauen.

Manche frisch diagnostizierte Schwangere scheinen die rosarote Brille zu tragen und sehen die Welt plötzlich wie ein wahrgewordenes Märchen. Andere sind tagelang ganz apathisch, weil sie sich das Schlimmste vorstellen.

Für manche “Brillenträgerin” gibt es ein harsches Erwachen, wenn das Kind erst einmal da ist. Oder auch nicht. Manche “Sorgentante” realisiert, dass es alles so ganz anders ist, als sie erwartet hat und dass sie genau dafür – das Muttersein – gemacht worden ist.

Der Punkt ist: Nichts ist vorhersehbar

Und genauso verhält es sich mit der Selbständigkeit.

Manch angehende Selbständige erweckt den Eindruck, Halluzinogene eingenommen zu haben, wenn sie von ihren Plänen und ihrer Vorstellung vom “Verselbständigen” spricht. Bei anderen fragt man sich, warum sie es überhaupt in Betracht ziehen, wenn sie es sich wie ihre persönliche kleine Hölle ausmalen.

Ich gehörte übrigens zu der letzteren Gruppe. Ich habe mir die Selbständigkeit nicht ausgesucht. Ich sah damals keine Alternative für mich. Ich war meinem damaligen Freund (jetzt Ehemann) nach Frankreich gefolgt und musste erst einmal die Sprache lernen. Ich hatte “Jobs” in der Zwischenzeit, aber nichts, was ich auf lange Sicht machen wollte. Als ich mich dann endlich einem professionellen Sprachniveau angenähert hatte, kam die Nachricht, dass ich schwanger war.

Ein Schock.

Alles ein Schock. Die überraschende Schwangerschaft und die Erkenntnis, dass ich jetzt erst recht nichts finden würde. Ich sah mich als Aschenputtel am Herd verenden. Ich wusste natürlich, dass das totaler Blödsinn ist, aber was der Kopf weiß, ist nicht unbedingt was das Herz fühlt. Und so lief ich einige Tage leichenblass umher und musste mir selbst erst einmal ein bisschen Leid tun. Aber die Phasen halten sich bei mir nie mehr als 2-3 Tage, denn wenn ich eins nicht haben kann, dann ist es gesagt zu bekommen, dass ich etwas nicht kann.

Don’t tell me what I can’t do!

Meine Vorbehalte der Selbständigkeit gegenüber waren immer noch da, aber ebenso die Erkenntnis, dass ich mich zusammenreißen musste. Ich bereitete mich also mental auf den dritten Weltkrieg und die folgende Sintflut vor. Dabei war in Wirklichkeit noch nicht einmal die kleinste Wolke in Sicht.

Ich werde hier jetzt keine Märchen erfinden und sagen, dass es in den letzten 3 Jahren nur eitel Sonnenschein gab. Nein. Manchmal ist es tatsächlich so, als würde man im Boxring den Klitschkobrüdern gegenüberstehen. Jeder Schlag ein Treffer, nur nicht von deiner Seite. Aber zu den Situationen kommt es meist, weil man schlecht vorbereitet ist oder sich zu viel aufgehalst hat. Ich meine, keine von uns würde prahlen für einen Marathon fit zu sein, wenn sie gerade mal 30min auf dem Laufband überlebt hat.

Aber manchmal spielt die eigene Fantasie einem eben einen Streich und man sagt sich: “OK, also wenn ich schon schwanger sein muss, dann doch bitte mit Zwillingen, dann hab ich es schneller hinter mir!” Ha!

Wenn ich also einen Rat geben müsste, würde ich sagen, dann mach es dir so leicht wie möglich. Halse dir nicht sofort Zwillinge oder Drillinge auf, wenn es sich vermeiden lässt. Wenn du Familie und Freunde hast, die dich unterstützen, dann nutze das. Und wenn nicht, dann kannst du es trotzdem schaffen. Du musst dich nur noch besser vorbereiten.

Egal was deine Ausgangssituation ist. Es wird der Zeitpunkt kommen, an dem sich alles überschlägt.

Dein Business wird zahnen, Schnupfen, Fieber und Durchfall haben

und du wirst mitleiden. Manchmal geht es von alleine vorbei, manchmal muss ein unangenehmes Zäpfchen verabreicht werden. Wenn du nicht mehr weiter weißt, dann frag um Hilfe. Auch wenn es dir manchmal so vorkommen mag: du bist nicht die einzige Mom(preneurin) auf dieser Welt.

Es wird auch die Momente geben, in denen dich dein Businessbaby anlacht und irgendwann nicht mehr so hilfsbedürftig kletten wird. Und du wirst, zurecht, stolz auf dich sein, denn du hast Schluchten überwunden und einen Berg erklommen. Und die Aussicht von dort ist das Schönste, was du je gesehen hast. Dein Baby ist das Schönste von allen, weil es DEIN Baby ist.

Und wenn nicht: So gut wie der Vergleich mit dem Mutterdasein jetzt passt, wenn es wirklich nicht (mehr) geht, kannst du immer noch aufgeben und davongehen. Denn dein Business ist eben KEIN richtiges Kind. Es ist OK mal eine Niederlage einzugestehen und trotzdem noch erhobenen Hauptes zu leben. Das nennt man dann Lebenserfahrung.

Und, zu guter Letzt: wenn du weißt, dass du irgendwann mal dein eigenes Unternehmen haben willst, dich jetzt aber noch nicht ganz bereit dafür fühlst, dann hör auf dein Bauchgefühl. Lass dich nicht “business schwängern”, nur weil andere es gerade auch tun.

Denn es ist doch so: Wenn Selbständigkeit mit dem beruflichen Mutterdasein vergleichbar ist, dann ist man doch als Angestellte der Babysitter für anderer Leute Unternehmen. Sammle einfach noch ein paar Erfahrungen als “Nanny” im Angestelltenverhältnis. Deine Zeit kommt schon noch.

Zur Autorin

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Nicole Pinguet ist MomPreneur und Designerin mit Schwerpunkt zweckmäßige Innenraumgestaltung und hat Erfahrungen auf drei verschiedenen Kontinenten sammeln können. Ihr erste Selbstständigkeit hat sie gerade, aufgrund eines weiteren internationalen Umzugs, aufgegeben und nun ist sie dabei in der Schweiz wieder neu durchzustarten. Desweiteren bringt sie ihr Lieblingsthema “rationaler Minimalismus” über ihren Blog unterhaltsam unters Volk. Gerne auch mit der ein oder anderen Illustration aus der eigenen Feder.

Wie sind deine Erfahrungen als MomPreneur bzw. Selbständige? Wenn du dich hierzu mit anderen MomPreneurs austauschen möchtest, dann komm in unsere MomPreneurs Facebook Gruppe oder triff Gleichgesinnte auf unseren MomPreneurs Meetups.

Titelbild: Nicole Pinguet

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