“Ziele motivieren mich, kleine und große. Vorfreude ist meine Lieblingsfreude.”
Wer bist du, was machst du und warum?
Ich bin eine, die viel zu lange nur davon geträumt hat, sich mit ihrem Herzensthema Richtung Erfolg aufzumachen. Ausgerechnet als die Umstände nicht gerade optimal waren, habe ich es gewagt. Und nie bereut.
Mein Name ist Ina Rüdiger, ich bin Markenentwicklerin und Texterin für Marken und habe Anfang 2022 die kleine markenschule gegründet. Das war etwa ein Jahr nachdem ich während Corona meinen Job als Redakteurin verloren hatte. Und ein halbes nachdem der Papa meines damals dreijährigen Sohnes und ich uns getrennt hatten.
Eine Zeit, in der ich vieles loslassen musste: alte Hoffnungen, Vorstellungen von der Zukunft, unseren Alltag. Und plötzlich war da so viel Raum, der neugestaltet werden wollte.
Dazu muss ich sagen: Bereits seit 2016 war ich mal im Haupt-, mal im Nebenerwerb als freiberufliche Allround-Texterin tätig. Am liebsten für selbstständige Frauen. Weil sie oft eine tiefempfundene Vision verfolgen. Das habe ich immer sehr bewundert. Außerdem sehe ich Aufholbedarf in unserer Gesellschaft, was beruflich erfolgreiche Frauen angeht.
Nur waren die Textwünsche meiner Auftraggeberinnen häufig viel zu wenig auf die langfristige Etablierung ihres Unternehmens ausgelegt. Ohne, dass sie das überhaupt wussten als Expertinnen aus einem anderen Bereich.
Frauen gründen häufig nicht, weil sie frisch von der Business-Schule kommen und schon immer ein eigenes Unternehmen führen wollten. Sondern, weil sie eine Idee haben, die ihnen persönlich entspricht.
So kam es, dass ich meine wertvollste Arbeit irgendwann gratis in den gemeinsamen Kaffeepausen leistete: Ich beriet zum Thema Markenaufbau. Denn in einer meiner Schubladen schlummert tatsächlich auch ein Diplom in Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Brandbuilding.
Das Konzept für die kleine markenschule entwickelte ich daraus.
In einem Satz: Was ist deine Mission, das Wichtigste, was du für dich & andere bewirken möchtest?
Ich verhelfe selbstständigen Frauen mit meinem Knowhow in Markenstrategie und Markentext zu einer wirksamen Marke, die so individuell ist wie ihre Träume. Damit sie für die richtigen Leute zur Lieblingsmarke ihrer jeweiligen Branche werden, sie ihnen gern treu bleiben und sie weiterempfehlen.
Bei Marken ist es wie bei Menschen: Was zählt ist nicht bloß das hübsche Äußere oder ein paar schöne Worte. Sondern ob ihr Inneres uns anspricht und was sie uns damit über ihr Wesen, ihre Werte und Art zu handeln verraten.
Was läuft bei dir als Mutter und Unternehmerin anders?
Hm. Anders als bei einem Vater, der Unternehmer ist?
Ich nehme die Frage mal so, weil sie mich in Richtung meiner Vision führt.Mit Blick auf meine verschiedenen Aufgaben werde ich manchmal als Powerfrau bezeichnet. Ich mag das nicht. Ich habe nicht plötzlich mehr Power als vorher, ich bin nur erschöpfter. Help?
Von einem Powermann habe ich noch nie gehört. Vielleicht, weil wir bei Unternehmern, die auch Vater sind, seltener eine Mehrfachbelastung vermuten. Auch die URL dadpreneurs.de wäre im Übrigen noch frei. Wo seid ihr?
Ich wünsche mir, dass eines Tages genauso viele bemerkenswerte Ideen von Frauen wie von Männern unsere Gesellschaft prägen. Nicht nur, weil es fair wäre. Strukturen würden sich ändern, weil sie vor dem Hintergrund repräsentativer Lebensrealitäten in unserer Gesellschaft entstehen müssten. Es würde uns alle bereichern. Die wenigsten Menschen sind doch ein weißer Mann ohne Sorgeverantwortung. Auch wenn ich verstehe, warum der denkt, alle seien wie er, wenn er auf der Führungsetage in die Büros rechts und links von seinem blickt.
Wie sieht Erfolg für dich persönlich aus und was ist dein Weg dorthin?
Zur Beantwortung dieser Frage leihe ich mir die Worte von Maya Angelou: „Erfolg heißt, sich selbst zu mögen, zu mögen, was man tut, und zu mögen, wie man es tut.“
Mein Weg dorthin ist nach meinen Werten zu leben. Wenn ich das mache, dann fühlt sich alles echt an, dann bin ich mir nahe und der Boden unter meinen Füßen ist warm.
Mich dort zu zentrieren, hilft mir auch sehr bei täglichen Entscheidungen oder bei der Einschätzung, ob etwas nun richtig schlimm oder durchaus verschmerzbar ist.
Wie ist dein Setup und wie schaffst du es, den alltäglichen MomPreneurs-Wahnsinn irgendwie zu meistern?
Liebe Kerstin, es ist sehr freundlich von dir, dass du glaubst, ich würde hier irgendetwas „meistern“. Ich sag mal so: Ich lache zum Glück gerne. Selbst, wenn es aus Verzweiflung ist.
Da fällt mit ein: Hiermit nehme ich neben meinem Laptop auch mein Tablet in mein Setup für die kältere Jahreshälfte auf. Denn mittlerweile parke ich meinen Sohn komplett ohne schlechtes Gewissen davor, falls er krank zuhause ist und ich einen wichtigen Call habe. Einen weiteren Erwachsenen habe ich hier auf die Schnelle nicht, auch keine Großeltern.
Tatsächlich schätze ich mich aber jeden Tag glücklich darüber, von zuhause arbeiten zu können, einen Job geschaffen zu haben, der mich mit Sinn erfüllt und so viele Nachmittage mit einem wirklich wunderbaren kleinen Kerl verbringen zu dürfen.
Es gibt Zoom und ich habe Kundinnen in ganz Deutschland, mit denen ich meine Termine flexibel online abstimme. Ich kann ergebnisorientiert arbeiten und muss mich nicht an starren Arbeitszeiten orientieren. Das liegt mir. Wer weiß, welche Art von Alltags-Wahnsinn mich unter anderen Bedingungen heimsuchen würde.
Welche Top Drei Tipps & Tools bringen dir wirklich Ergebnisse im Business oder erleichtern dir deinen MomPreneurs-Alltag am meisten?
- Nette Verbündete
Ich bin introvertiert. Und würde doch tatsächlich behaupten, dass Netzwerk-Events zum Wertvollsten gehören, was es da draußen für selbstständige Frauen gibt.
Ich habe auch schon sympathische Menschen aus meinem Bereich auf Instagram angeschrieben und sie gefragt, ob wir uns auf einen Kaffee treffen wollen. Auch sehr zu empfehlen.
Wenn sich zwei Köpfe zusammentun, haben gleich beide doppelt so viel Grips wie zuvor. Und außerdem ist es gut fürs Herz. - Ziele setzen
Ziele motivieren mich, kleine und große. Vorfreude ist meine Lieblingsfreude.
Auf der anderen Seite können Ziele auch Druck ausüben, wenn man sie nicht mit Geduld verfolgt. Manchmal kommen Dinge dazwischen, dann geht es eben morgen weiter. Hauptsache, die Richtung stimmt. Ziele dienen mir hauptsächlich zur Orientierung. - In mich hineinhören
Meine Definition von Erfolg hat viel damit zu tun, im Einklang mit mir selbst zu handeln. Meine Selbstständigkeit bringt mich jedoch immer wieder an den Punkt, dass ich mich frage, was das eigentlich bedeutet. Manchmal gibt es nur einen Weg, um das herauszufinden: Ausprobieren. Und der Sache dann auf den Grund gehen, quasi eine kleine Evaluation mit mir selbst als Teil des Prozesses zu betrachten. Was davon will ich beibehalten, was nicht? Und warum?
Wie können wir in unserer Gesellschaft mehr MomPreneurship ermöglichen – welche Rahmenbedingungen braucht es dafür?
Ich glaube, wenn wir alle anfangen würden, die Existenz von Kindern als so selbstverständlich und wertvoll zu betrachten, wie sie es ist, wäre das ein guter Anfang. Wenn dann noch Elternsein für Mütter UND Väter ebenfalls als ein selbstverständlicher und wertvoller Teil des Lebens angesehen würde, stünde der Vereinbarkeit verschiedener Rollen bereits weniger im Wege.
Dein wichtigstes Learning als MomPreneur für andere MomPreneurs?
Glaub nicht alles, was dir deine Eltern erzählt haben. Das waren andere Zeiten.