Im Interview: Karin Nemec Mitgründerin der nachhaltigen Investitionsplattform Grünfin

Podcast MomPreneurs (4)

Zu Gast in der heutigen Mompreneurs Podcast Folge ist Karin Nemec.

Sie ist Mitgründerin von Grünfin*, einer Investitionsplattform, die für persönliche Werte und eine nachhaltige Entwicklung der Zukunft steht.

Sie ist Investmentmanagerin und Expertin für nachhaltige Finanzen und zudem auch Mutter von zwei Kindern.

Wir sprechen über ihre große Vision die Welt für ihre Kinder zu verändern, als Vorbild Frauen zu stärken und nicht zuletzt über Mut neue Wege zu gehen. Und Mut hat Karin auch bewiesen und sich diesem Interview in deutscher Sprache gestellt.

Direkt ZUR PODCAST-FOLGE:

oder hier das komplette Interview lesen:

Mutig sein!

Liebe Karin, erzähle uns doch ein wenig über dich:
Wer bist du, was machst du und warum?

Ich heiße Karin Nemec, komme ursprünglich aus Estland und wohne mit meiner Familie – meinem Mann und unseren zwei Kindern – seit mehr als fünf Jahren in Frankfurt am Main und in den österreichischen Alpen. Zusammen mit Triin Hertmann habe ich 2020 Grünfin gegründet, eine Plattform für nachhaltige Geldanlage. Wir möchten nachhaltiges Investieren für alle zugänglich machen, damit jeder und jede einen positiven Einfluss auf die Welt haben kann.

Bevor wir Grünfin gegründet haben, war ich lange Zeit als Direktorin in der Abteilung Corporate Products bei der Swedbank tätig. Ich habe einen Global Executive MBA-Abschluss der IESE Business School und bin von der Frankfurt School of Finance and Management als Expertin für nachhaltige Finanzen zertifiziert.

Magst du uns ein wenig über deine Mission erzählen? Was ist das Wichtigste, was du für dich & andere bewirken möchtest?

Ich habe einige Jahre mit meiner Familie in Shanghai gelebt und dort aus erster Hand gesehen, welche Auswirkungen wir auf unsere Umwelt haben. Ich bin nach Europa zurückgekehrt, um in Deutschland zu leben, aber das Bild hat mich nie verlassen.

Mit meinem Hintergrund im Bankwesen habe ich dann begonnen, nach Möglichkeiten zu suchen, die Welt mit Investitionen zu beeinflussen. Dabei wurde mir schnell klar, dass es selbst für jemanden wie mich – mit jahrelanger Erfahrung im Finanzwesen –  schwierig war, ein nachhaltiges, wertebasiertes Anlageportfolio zu erstellen beziehungsweise Geldanlagemöglichkeiten mit tatsächlichem Impact zu finden.

Zufällig bin ich mit meiner ehemaligen Kollegin Triin ins Gespräch gekommen, die damals ebenfalls nach Möglichkeiten gesucht hat, etwas zu bewirken, nachdem sie ihren Job bei (Transfer)Wise aufgegeben hatte. Zusammen mit Alvar haben wir uns also daran gemacht, eine Plattform aufzubauen, die es den Menschen ermöglicht, ihr Geld in sorgfältig ausgewählte, nachhaltige Fonds zu investieren, die einen positiven Einfluss auf die Welt haben.

Mit meiner Arbeit möchte ich alle Menschen dazu bringen, darüber nachzudenken, wie die Welt aussehen soll, die sie mitgestalten wollen, bevor sie ihr Geld investieren  – und ihnen die beste Plattform geben, um Zugang zu nachhaltiger Geldanlage zu erhalten und um sie dabei zu unterstützen, mit ihrem Geld etwas zu bewirken.

Wie sieht Erfolg für dich persönlich aus und was ist dein Weg dorthin?

Erfolg ist für mich, mein Leben nach meinen Werten zu leben und in einem Bereich zu arbeiten, in dem ich zu einer besseren Welt beitragen kann. Das war einer der Gründe, warum ich Grünfin gegründet habe. Ich möchte, dass Grünfin das beste Unternehmen ist – nicht das Beste auf der Welt, sondern für die Welt.

Ich hoffe, dass der Tag kommt, an dem bewusstes Investieren – auf der Grundlage von Werten und unter Berücksichtigung der Auswirkungen von Entscheidungen – zu einem Mainstream-Ansatz geworden ist und die Kleinanlegerinnen und Kleinanleger in die Lage versetzt werden, ihrem Geld eine Stimme zu geben und die Nachhaltigkeitspraktiken großer Unternehmen zu beeinflussen. Dies würde dazu beitragen, dass mehr Kapital in nachhaltige Lösungen und Unternehmen fließt und der Wandel hin zu einer nachhaltigen Zukunft schneller vonstatten geht. Letztendlich würde dies bedeuten, dass die Menschen wieder anfangen, innerhalb der Grenzen des Planeten zu leben.

Und es würde hoffentlich bedeuten, dass die Investorengemeinschaft von Grünfin ihren Teil dazu beigetragen hat, unsere Gesellschaft, inklusive unserer Unternehmen, klimaneutral und ein wenig lebenswerter zu machen. 

Worauf sollten wir in unserer Rolle als Mutter UND Unternehmerin besonders achten?

Da Home Office mittlerweile die Norm ist und das Arbeits- und Privatleben miteinander verschmelzen, ist es schwer, zwischen den Rollen hin- und herzuswitchen. Als Unternehmerin lässt man die ungelösten Probleme nicht im Büro oder vergisst sie, sobald man den Laptop zuklappt. Man trägt sie 24 Stunden am Tag mit sich herum, sodass wir geistig nicht bei unseren Kindern oder unserem Mann sind, wenn wir bei ihnen sind. Der Schlüssel liegt aus meiner Sicht darin, den Tag in verschiedene Abschnitte aufzuteilen – Arbeit, Familie, eigene Zeit – etwas für die Seele, den Körper und den Geist. Ein gut strukturierter Tag und die volle Konzentration auf die jeweilige Rolle helfen, ihn zu bewältigen. Das ist natürlich leicht gesagt. Ich selbst habe immer noch damit zu kämpfen und muss mich immer wieder an dieses Thema erinnern.

Wie können wir in unserer Welt mehr MomPreneurship ermöglichen – welche Rahmenbedingungen braucht es dafür?

Vorbilder sind wichtig, ebenso wie erfolgreiche Netzwerke, die sich gegenseitig helfen. 

Es braucht ein Bewusstsein dafür, andere Gründerinnen und Unternehmerinnen zu unterstützen – sie mussten 10-mal härter arbeiten als ihre männlichen Pendants, um es zu schaffen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, fehlende Vorbilder und die berühmte gläserne Decke – all diese Herausforderungen und mehr mussten sie meistern, um dort hinzukommen, wo sie jetzt sind. 

Letztes Jahr gingen nur weniger als 2 Prozent der VC-Finanzierungen an von Frauen gegründete Start-ups in der EU. Ich persönlich versuche auch, die Produkte anderer Gründerinnen zu kaufen, denn sie mussten viel Mut und Durchhaltevermögen beweisen. Dafür möchte ich sie sozusagen belohnen und sie ermutigen, auch weiterhin nicht aufzugeben.

Netzwerke wie MomPreneurs helfen Unternehmerinnen definitiv, voneinander zu lernen, sich zu unterstützen, wenn Herausforderungen auftauchen, nicht aufzugeben und sich von anderen Gründerinnen inspirieren zu lassen. Auch toll ist die Möglichkeit, eine persönliche Mentorin zu finden, mit der man gemeinsam Herausforderungen reflektieren kann und die einem dabei hilft, einen klaren Kopf zu behalten.

Dein wichtigstes Learning als MomPreneur für andere MomPreneurs?

Seid mutig, gebt nicht auf und seid euch bewusst, dass ihr eine Inspiration für viele andere Frauen da draußen seid!

Als Mompreneur braucht es den Mut, etwas zu verändern und zu handeln. Mit einer Idee alleine ist es noch nicht getan. Was zählt, ist die Umsetzung. Und einen perfekten Zeitpunkt dafür wird es nie geben. Daher kann ich nur raten, einfach loszulegen.

Ein Mantra von mir ist es außerdem, das Problem zu lieben, nicht die Lösung: Während man ein Unternehmen aufbaut, stellt man viele Hypothesen auf. Oftmals stellen diese sich jedoch als falsch heraus. Ich kann anderen Gründerinnen nur raten, sich auf ihre Kund:innen bzw. das Feedback ihrer Kund:innen zu verlassen. Dann werden sie ihre Wahrheit finden.

Zudem habe ich gelernt, wie emotional erfüllend es ist, sich für die Lösung von Problemen im Bereich der nachhaltigen Entwicklung einzusetzen. Zu gründen und ein Start-up aufzubauen ist hart. Umso wichtiger ist es daher, sein “Warum” zu kennen. Auch die Frage nach dem “Warum nicht?” sollten Gründerinnen sich immer wieder stellen, um ihren Weg zu finden.



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