Ob auf dem Weg vom Kindergarten nach Hause, mitten beim Abendessen oder in der U-Bahn – Gelegenheiten für tiefgründige Gespräche zwischen mir und meinem Sohn gibt es eigentlich immer. Und so wurde neulich aus meiner eigentlich abschließenden Bemerkung „Mensch, du bist ja vielleicht‚ ‘ne Marke!“ der Beginn eines längeren Dialogs über Selbstmarketing zwischen mir und meinem Fünfjährigem. Eine spannende Sache. Denn wie erklärt man zum Beispiel einem Vorschulkind, dass man gerade nicht die „Marke“ meint, die man auf den Briefumschlag klebt?
(„Was heißt denn hier anlecken!? Na, warte mein Freund…“)
Und wieso tun sich oft Mütter schwer damit, ihre Marke zu erkennen und zielführend zu vermarkten? Dabei behaupte ich, dass mindestens jede von uns schon mindestens einen Artikel über Selbstmarketing mit unzähligen Tipps gelesen hat. In der Gesellschaft sind Mütter auf Alleskönner getrimmt: Partnerin, Ehefrau, Mitarbeiterin, Trösterin, Chefin, Animateurin, Kumpel, Hausfrau, Geliebte, Organisatorin, Trainerin … Die Liste der Verantwortungsbereiche lässt sich endlos fortführen. Doch warum, und da nehme ich mich nicht aus, ist es manchmal so kompliziert, seine eigenen Leistungen gut und mit innerer Überzeugung rüberzubringen und auch gut zu verkaufen?
Aber zurück zur Marke „Ich“ und zum Versuch, den Begriff ganz einfach zu erklären. Eine Marke markiert etwas, meistens ein Produkt.
(„Ja, mein Schatz, eine Briefmarke markiert auch etwas. Nämlich, dass das Porto bezahlt ist und der Brief verschickt werden kann.“)
Das Wort „Marke“ stammt von „merken“ und „bemerken“. Wenn etwas gut markiert wird, dann bemerkt man es für gewöhnlich eher. Es wird bemerkenswert. Ein Markenartikel ist ein Original und damit in gewisser Hinsicht einzigartig. Außerdem nimmt er in Anspruch, durch mindestens eine Eigenschaft aus den anderen ähnlichen Produkten herauszustechen. Marken haben ein klares Profil und sind häufig durch ein einfaches Markensymbol wiederzuerkennen.
(„Nein, auf Menschen muss man zum Markieren nichts draufkleben.“)
Das so genannte “Markenzeichen” ist ein Beweis für Vertrauen und Qualität. Doch wie ist das im Berufsleben? Worauf können Kunden, Kollegen, Vorgesetzte und auch potenzielle Arbeitgeber bei meiner Marke vertrauen? Und was genau sind meine Qualitäten und Fähigkeiten? Selbstmarketing bedeutet, die eigene Person, sowie die eigenen Qualitäten und Fähigkeiten, gezielt zu vermarkten. Und so müssen wohl auch wir multitaskingfähigen Mütter daran arbeiten, unsere Ressourcen auf eine Richtung zu fokussieren und uns nicht zu verzetteln.
(„Nein, es heißt nicht Muttitasking. Aber wenn’s nach mir ginge könnte es gern so heißen…“)
Ähnlich wie bei einem Produkt, gilt es beim Selbstmarketing, die eigenen Stärken zu erkennen, sie herauszuarbeiten und dann für andere sichtbar, positiv darzustellen. Wer nach einem Selbstmarketing-Crashkurs oder einer schnellen Dress-for-Success-Imageberatung Soforterfolge erwartet, wird wohl enttäuscht werden. Der Markt ist allerdings voll von Kursen, die genau das versprechen. Ein gutes Markenimage der Marke „Ich“ muss strategisch aufgebaut und vor allem gepflegt werden. Und weil sich selbst eine erfolgreiche Strategie nicht einfach auswendig lernen und abkupfern lässt, weil jede Situation anders ist, muss man schon selbst einen individuellen Strategieplan erstellen.
Marketing in eigener Sache kann man allerdings üben. Eine gute Übung fürs Selbstmarketing könnte zum Beispiel sein, seine beruflichen Vorzüge einem Fünfjährigen so zu erklären, dass er am Ende anerkennend sagt: „Mama, du bist ‘ne Marke!“
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