Vom Hobby zum erfolgreichen Online-Business

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Als ich vor 15 Jahren meine Webseite gestartet habe, hatte ich gar nicht vor, damit auch direkt Geld zu verdienen. Es ging mir nur darum, Schwangere und Mütter besser über das Stillen zu informieren und zugleich mit einer hilfreichen Website meine Praxis als selbstständige Hebamme und Still- und Laktationsberaterin IBCLC bekannter zu machen. Heute wird mein Blog Stillkinder.de von circa 130 Tausend Besucherinnen im Monat gelesen. Schreiben ist inzwischen meine Haupttätigkeit und auch meine Haupteinnahmequelle und die Beratung von Müttern in meiner Praxis ist mir nur noch als Nebentätigkeit möglich.

Kurz zu mir: Selbstständig bin ich schon seit über 30 Jahren. Während dieser Zeit war ich allerdings auch für insgesamt sechs Jahre in Teilzeit angestellt, habe ein Studium der Berufspädagogik an der Universität absolviert und meinen (mittlerweile erwachsenen) Sohn einige Jahre allein erzogen. Durch die Freiberuflichkeit konnte ich meine Arbeitszeiten weitgehend selbst bestimmen und nach seinen Betreuungszeiten/Ferien ausrichten. Mein Einkommen war allerdings entsprechend niedrig.

Zurück zu meiner Webseite: Anfangs war sie tatsächlich mehr eine Art Hobby oder besser gesagt eine Leidenschaft, der ich mich vor allem in meiner Freizeit gewidmet habe. Da ich bis auf den Entwurf des Webdesigns alles selber gemacht habe und dafür erst einmal HTML, CSS, Bildbearbeitung usw. lernen musste, hat es zwei Jahre gedauert bis die Seite endlich online war.

Zunächst gab es daher nur monatlich neue Beiträge, zum Beispiel von mir übersetzte Texte anderer Autoren, später dann auch eigene Texte sowie Erfahrungsberichte von Müttern. In den letzten Jahren versuche ich wöchentlich einen neuen Beitrag online zu stellen, was aber aus Zeitgründen nicht immer gelingt. Ich sammle neue Fragen und Kommentare in einem Redaktionsplan und schreibe dazu passende Artikel für meinen Blog.

Guter Content und Kontinuität haben sich auf Dauer gelohnt, die Zugriffszahlen meines Blogs stiegen kontinuierlich an und es gab eine Menge positives Feedback und zunehmend Anfragen für meine Beratungspraxis. Weil mir das Thema so wichtig ist und ich sehen konnte, dass ich immer mehr Mütter erreiche und ihnen mit meinen Inhalten helfe, fiel es mir nie schwer dranzubleiben. Es fiel mir eher sogar oft schwer, mich auch einmal mit anderen Dingen zu befassen.

Nach einigen Jahren habe ich dann doch versucht, wenigstens die Kosten für den Betrieb der Website durch direkte Einnahmen über die Seite zu decken. Da es mir selber oft nicht gefällt, wenn Webseiten Werbung enthalten, wollte ich allerdings nie bezahlte Werbebanner auf der Webseite platzieren. Seit 2010 nehme ich daher am Amazon-Partnerprogramm teil und erhalte für Produktlinks monatliche Werbekostenerstattungen, die jedoch selten höher als 100 € liegen.

Einträglicher sind dagegen schon die jährlichen Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaft Wort (VG Wort), die Autoren von gedruckten Texten, aber auch von Online-Texten (Bloggern), Tantiemen auszahlt, ähnlich der Tantiemen für Musik- oder Sprachtonwerke der GEMA. Dafür habe ich seit 2012 in allen von mir übersetzten oder selbst verfassten Blogbeiträgen ein Zählpixel eingebaut und erhalte pro Jahr aktuell 17,50 € bzw. 35 € je gemeldetem Beitrag mit ausreichenden Aufrufen. Bei mehr als hundert Beiträgen kommen hier mittlerweile über 3000 € Tantiemen im Jahr zusammen.

Die sozialen Medien habe ich erst relativ spät für mich entdeckt. Bei Facebook bin ich seit 2013 und habe dort inzwischen eine große Fanpage, die mir auch anfangs viele Besucher gebracht hat. Durch den veränderten Algorithmus von Facebook erreiche ich jedoch seit 2018 deutlich weniger Nutzer, da ich bisher nicht bereit war für Facebook-Anzeigen Geld zu bezahlen. Mit Google+ und Twitter bin ich nie richtig warm geworden und habe meine Aktivitäten dort nach einiger Zeit wieder eingestellt. Dafür bringt mir Pinterest aber seit einem Jahr neuen Traffic für meinen Blog – sogar mehr als das Doppelte wie Facebook. Bei Instagram habe ich zwar einen Account, bin dort aber bisher nicht aktiv, vielleicht werde ich das demnächst noch probieren.

2013 habe ich den Blog auf ein responsives Webdesign mit WordPress umgestellt, da mein altes Design etwas in die Jahre gekommen war und die Besucherinnen meiner Webseite inzwischen überwiegend über Smartphones kamen. Durch das neue Design stiegen die Besucherzahlen in kurzer Zeit von durchschnittlich 1.400 auf 2.800 pro Tag und die Zahl der besuchten Seiten von durchschnittlich 2,5 auf 6,5 je Besuch. Die Umstellung hatte sich also gelohnt.

2014 berichtete ich voller Begeisterung einem Bekannten von meinen Besucherzahlen. Da er schon seit einigen Jahren Online-Produkte verkaufte, empfahl er mir unbedingt einen eigenen Online-Kurs zu erstellen und zu verkaufen. So kam es dazu, dass ich seit dem Frühjahr 2015 meinen Video-Online-Kurs „Gut Anlegen“ für stillende Mütter auf meinem Blog anbiete. Für die Video-Aufnahmen hatte ich ein kleines professionelles Kamerateam angeheuert. Das Schneiden und Bearbeiten der Videos, Erstellen der Landingpage, Einrichten der Mitgliederseite und Anbieten des Zahlungsanbieters habe ich wieder selbst gemacht, was dadurch sicher um einiges länger gedauert hat. Als der Kurs schließlich online war, ging es mit den Verkäufen aber auch direkt los und seither kontinuierlich weiter.

Ende 2014 kam der Kösel-Verlag auf mich zu und bot mir eine Buchveröffentlichung an. Ich hatte zwar bereits regelmäßig Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht sowie diverse Vorträge und Schulungen für Fachleute gehalten; ein eigenes Buch war bis dahin aber nur ein Traum in weiter Ferne.

Natürlich habe ich dieses Angebot angenommen und seit Oktober 2016 ist mein Buch im Handel. Ohne meinen Blog wäre die Lektorin mit ziemlicher Sicherheit nicht auf mich aufmerksam geworden. Denn die Verlage suchen heute gezielt auch im Web und in den sozialen Medien nach potentiellen Autoren, die ein spannendes Thema haben – aber auch die Möglichkeit haben, das eigene Buch selbst zu vermarkten.

Das Buch zu schreiben war jedoch eine große Herausforderung für mich. Da ich zum einen, aufgrund meines Perfektionismus, für alles, was ich tue, immer sehr lange brauche. Zum anderen geriet ich durch die Trennung von meinem zweiten Ehemann und den Tod meines Vaters 2015 – 2017 in die schwerste persönliche Krise meines Lebens, sodass ich zeitweilig wegen Depressionen überhaupt nicht schreiben konnte und den Verlag zweimal bitten musste, die Abgabefrist für das Manuskript zu verlängern.

Seit der Veröffentlichung des Buchs erhalte ich gelegentlich Interviewanfragen für Zeitschriften oder Online-Kongresse und beantworte unregelmäßig (ohne Honorar) Leserfragen in der Zeitschrift ELTERN, die aber eine gute PR-Maßnahme für meinen Blog darstellen.

Mehrmals im Jahr schreibe ich nach wie vor Artikel für Fachzeitschriften oder halte Vorträge auf Fachkongressen. Diese zu erstellen erfordert jeweils viel Zeit, die mir dann fehlt, um an dem Blog zu arbeiten. Aber so ist es nun einmal, das sind Aufgaben, die ich nur selbst ausführen kann. Umso wichtiger ist es, meine Prioritäten richtig zu setzen und nicht jede Anfrage zuzusagen.

Das „passive Einkommen“ durch den Blog macht inzwischen 60 % meiner Einnahmen aus und gibt mir eine finanzielle Grundsicherung. Es ist für mich als jahrelang Selbstständige – ohne geregeltes Einkommen – ein gutes Gefühl, dass ich heute durch meinen Blog Geld verdienen kann, auch wenn ich schlafe, krank bin oder Urlaub mache. Viel Arbeit ist es aber trotzdem immer noch.

Rückblickend kann ich sagen, der Aufbau meines Online-Business hat mir viel Spaß gemacht und ich habe dabei eigentlich keine schweren Fehler gemacht. Durch den enormen Anstieg der weltweiten Webseitenzahlen seit 2012 ist es heute aber um ein Vielfaches schwieriger geworden, Besucher auf einen Blog zu bekommen. Daher würde ich heute auf jeden Fall einiges anders oder besser machen, wenn ich noch einmal einen Blog starten würde, um damit auch Geld zu verdienen:

  1. Ich würde meine Beiträge unbedingt gleich für Suchmaschinen optimieren. Denn etwa 80 Prozent der Besucher meiner Webseite kommen durch Suchanfragen über Google, obwohl ich mich bisher nicht ernsthaft um SEO gekümmert und auch keine Google-Ads geschaltet habe.
  2. Ich würde sofort beginnen mit einem (oder besser gleich mehreren) guten Gratisangebot(en) Abonnenten für meinen Newsletter zu gewinnen. Damit bin ich erst vor wenigen Jahren gestartet und das Erstellen von automatischen Email-Serien für Abonnenten und das Verbessern meines Newsletters steht schon auf meiner To-do-Liste für die nächste Zeit.
  3. Da ich nicht aus der Marketingbranche komme, würde ich mir für das Marketing und PR des Blogs auch professionelle Unterstützung holen. Mit einer guten Strategie und den richtigen Tipps lässt sich bestimmt noch viel mehr erreichen und eine Menge Zeit sparen.
  4. Ich würde auch Anzeigen in sozialen Medien schalten, in denen meine Zielgruppe unterwegs ist. Ohne bezahlte Anzeigen lässt sich heute kaum noch eine gute Reichweite herstellen. Auch damit werde ich in naher Zukunft selbst beginnen.
  5. Wenn ich ein neues Produkt im Angebot hätte, würde ich es mit einem professionellen Launch einführen, sobald meine Email-Liste groß genug wäre. Bisher habe ich auch das selber noch nicht gemacht, aber da ich gerade weitere Online-Produkte vorbereite, werde ich sie diesmal auch richtig launchen, wenn es soweit ist.
  6. Um Zeit zu sparen, würde ich meinen Fokus stärker auf die wichtigsten Aufgaben richten, häufiger Nein sagen sowie Arbeitsroutinen und Automatisierungen erstellen. Da bin ich dran.
  7. Wenn ich genug Geld hätte, würde ich Routineaufgaben an eine Assistenz abgeben. Auch daran arbeite ich momentan selber noch.
  8. Ich würde von Anfang an Geld investieren und technische Aufgaben an Fachleute abgeben, statt alles selbst zu machen. Damit habe ich nämlich gerade erst begonnen, weil mir das entsprechende Wissen fehlt und ich es zeitlich nicht mehr schaffe.
  9. Und last but not least: Ich würde kontinuierlich dranbleiben und beständig verbessern. Denn meine Erfahrung hat mir gezeigt, Erfolg erfolgt auf Tun und Durchhalten. Ein Online-Business ist eben kein Sprint, sondern ein Marathon – heute noch mehr als vor 15 Jahren.

 

September 2019, Regine Gresens | www.stillkinder.de

 

Zur Autorin

MomPreneurs-Regine-Gresens-StillkinderRegine Gresens ist Mutter eines erwachsenen Sohnes. Sie ist Hebamme, Still- und Laktationsberaterin IBCLC, Berufspädagogin, Autorin sowie Heilpraktikerin für Psychotherapie. Seit 1987 begleitet sie werdende und neue Eltern. Auf ihrem erfolgreichen Blog www.stillkinder.de gibt sie seit 2004 hilfreiche Tipps und Informationen für ein erfolgreiches Stillen und ein entspanntes Leben mit dem Baby.

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