Vor ein paar Tagen hatte ich ein spannendes Gespräch mit Esther. Sie berichtete mir, dass sie in Interviews immer wieder mit einer bestimmten Frage konfrontiert werde. Und zwar der Frage, ob sie auch Mompreneur sein würde, wenn sie keinen Mann hätte, der fest für das monatliche Familieneinkommen sorgt?
Spontan fielen mir zwei häufige Reaktionen auf diese Frage ein und ich möchte es dir an zwei Beispielen verdeutlichen:
Es reagieren noch zu viele Frauen wie Kathrin:
Kathrin (39 Jahre, verheiratet, 2 Kinder, selbstständig seit 1,5 Jahren) :
„ Ach ja, sie haben sicher recht. Ohne meinen Mann ginge das alles nicht so einfach. “
und zu wenige Frauen wie Susanne:
Susanne (33 Jahre, 1 Kind, verheiratet, selbstständig seit 1,5 Jahren):
„ Das ist klasse. Finden sie nicht auch? Ich freue mich über diese finanzielle Unterstützung, bis ich meinen Anteil zum Familieneinkommen dazu beitragen kann.“
Bekommt hingegen ein Mann die Frage gestellt:
Hat zu ihrem beruflichen Erfolg ihre Frau etwas dazu beigetragen?
Reagieren die meisten Männer wie Jan:
Jan (42 Jahre, verheiratet, 3 Kinder, selbständig seit 2 Jahren):
„Sie haben vollkommen recht. Sie hat mir den Rücken freigehalten und so konnte ich in kurzer Zeit viel erreichen.“ Toll oder?
und weniger wie Mathias:
Mathias (38 Jahre, verheiratet, 2 Kinder, selbstständig seit 2 Jahren):
„ Meinen sie etwa, dass ich sonst nicht so erfolgreich gewesen wäre?“
Wenn ein Mann in seiner Selbstständigkeit Erfolg hat, darf er seine Frau im Hintergrund nutzen, indem sie ihm zeitlich den Rücken freihält.
Ist hingegen eine Mutter beruflich selbstständig erfolgreich, dann scheint es immer noch einen anderen Wert zu haben, den Mann im Hintergrund finanziell zu nutzen.
Und ich sage:
Na und? Stehe dazu! Nutze diesen Boden (finanzielle Absicherung), um deinen Samen (Geschäftsidee) zum Blühen zu bringen.
Warum denn nicht?
Mein finanzieller Boden ist meine 20-stündige angestellte Tätigkeit als Ärztin und Psychotherapeutin. Und das ist völlig legitim.
Seit 2012 bin ich mit meinen Kindern alleinerziehend und sorge bis auf den Mindestsatz an Kindesunterhalt allein für das monatliche Einkommen.
Ich liebe meinen Beruf und wusste aber immer, dass ich mehr wollte. Ich wollte selbst etwas entwickeln und schaffen und habe begonnen neben meinem angestellten Job meine Selbstständigkeit aufzubauen.
Im Mai 2014 gründete ich das Projekt „Stark und Alleinerziehend“. Ich helfe Alleinerziehenden einer Erschöpfung vorzubeugen und mit Energie, Mut und neuen Zielen weiterzuleben. Ich führe einen Blog, einen Podcast, biete einen Kurs an und berate betroffene Frauen.
Mittelweile schreibe ich einen Ratgeber um meinen Expertenstatus zu festigen. Das Projekt wächst organisch ohne hohe Kosten. Seit der Gründung habe ich insgesamt ca. 2000 € investiert.
Ich finde es gut, wenn man sich als MomPreneur einen „Boden“ anbieten lassen kann. Worauf es dann im Verlauf ankommt, ist was dein „Samen“ an Licht, Wasser und Liebe von dir erhält!
Doch was ist denn das Licht, Wasser und die Liebe?
Es ist deine innere Haltung zu deiner Geschäftsidee oder deinem bestehenden Business, die mittel- bis langfristig den Erfolg ausmachen wird.
Ich möchte dir jetzt meine TOP 10 Gedanken aufzählen, die ich als Licht, Liebe und Wasser zähle, um den Samen blühen zu lassen.
1. Du kennst dein WARUM hinter deiner Selbstständigkeit
Ich habe begonnen, weil ich etwas zur psychischen Gesundheit von Alleinerziehenden beitragen möchte. Zu viele erkranken und sind überfordert in der Situation. Darauf möchte ich aufmerksam machen und strukturierte Hilfe entwickeln.
2. Du kannst mit wenig Kosten online starten
Ich habe bereits erwähnt, dass ich 2000€ ausgegeben habe. Ein großer Teil davon sind im übrigen Online-Kurse und Fortbildungen, die ich gemacht habe.
3. Du bist bereit zu verzichten
Da ich alleinerziehend bin, ist meine freie Zeit sehr knapp. Ausserdem arbeite ich noch 20 Stunden in der Woche angestellt. Ich verzichte komplett auf Fernsehen und kümmere mich um mein Projekt in den Abendstunden. Und das empfinde ich nicht als Arbeit, sondern es ist mir sehr wichtig und macht mir Spaß.
4. Du willst es wirklich, wirklich
Nur wenn du es wirklich, wirklich willst, ist es auch egal, ob da ein Mann ist oder nicht. Du würdest auch am Ball bleiben, auch wenn er nicht da wäre.
5. Du lernst täglich etwas Neues
Ich habe zu Beginn etliche Online-Kurse, Podcast, Artikel inhaliert und habe mich mit meiner Mastermind-Gruppe ausgetauscht. Mittlerweile tue ich das nur noch sehr gezielt. Und wenn es nur fünf Minuten sind.
6. Bleib dran!
Es gab Momente, in denen ich meinen Namen aus dem Netz hätte streichen wollen. Ich wollte mich verkrümeln. Mach dennoch weiter. Ich denke, das darf und muss so sein.
7. Habe Angst und handle trotzdem!
Ich hatte Angst vor der Technik, vor dem ersten Artikel, vor bösem Feedback usw. Ich habe es dennoch getan und beschlossen meine Angst auszuhalten. Und es wird immer besser.
8. Technik ist lernbar
Ganz ehrlich? Ich wusste nicht mal was „Wordpress“ bedeutet. Es gibt mittlerweile tolle günstige Online-Kurse und Programme, die dir die Technik erklären, falls du nicht das passende Budget zur Verfügung hast.
9. Kenne deine Vision
Denke groß und traue dich! Das gibt deiner Selbstständigkeit Kraft und lässt sie wachsen. Meine Vision sind digitale und reale präventive, standardisierte Kurse, die Alleinerziehende ab dem ersten Tag der Trennung in ihrer psychischen Gesundheit unterstützen.
10. Habe viel Geduld
Ich glaube, dass man sehr viel Geduld braucht, bis aus dem Samen eine stolze Pflanze gewachsen ist und man von seiner Selbstständigkeit wirklich leben kann.
Und bis dahin, finde ich es toll und begrüßenswert, dass Frauen selbstverständlich die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel und einen Boden nutzen können. Die Männer tun es auch!
Der wirkliche Erfolg in deiner Selbstständigkeit ist unabhängig von deinem Mann, deinem Freund oder einem noch angestellten Job. Der Erfolg ist davon abhängig, was du über dich denkst und wie du deine eigenen Fähigkeiten als Mompreneur einschätzt. Höre auf zu warten, glaube an dich und nutze deine Chance!
Wie ist deine Situation? Welche Erfahrung hast du persönlich gemacht? Was genau hält dich zurück?
Wenn du dich hierzu mit anderen MomPreneurs austauschen möchtest, dann komm’ in unsere MomPreneurs Facebook Gruppe oder triff Gleichgesinnte auf unseren MomPreneurs Meetups.
Zum Autor:
Dr. Alexandra Widmer ist Ärztin, Psychotherapeutin, MomPreneur, Bloggerin, Podcasterin, Freundin und vieles mehr. Sie ist seit 3 Jahren alleinerziehend mit zwei Töchtern (fast 4 und 6 Jahre). “Diesen Job” macht sie zum allergrößten Teil allein.
Mit ihrem Projekten möchte sie Alleinerziehende unterstützen, einem Burnout vorzubeugen und wieder mit mehr Energie und Freude weiterzuleben. Und es ist ihr eine “Herzensangelegenheit”: Sie macht das neben ihrem Job, ihren Töchtern und dem täglichen Wahnsinn, wie sie selbst schreibt. Alexandra möchte einen neuen Blick schärfen, mehr Bewusstsein schaffen und die Position der Alleinerziehenden stärken. Du findest mehr auf Stark und Alleinerziehend.
Titelbild: TravnikovStudio/Shutterstock.com
Eine Antwort
Die Einstellung von Susanne finde ich richtig und wichtig, auch wenn ich damit selbst noch meine Probleme habe. Als ich gekündigt habe und erzählt habe, dass ich mich selbstständig machen will, kamen genau diese Kommentare “Jaaaa, mit einem Mann würde ich auch blablabla…” Das hat mich tierisch geärgert, denn ich wäre auch ohne gegangen, habe ich in der Vergangenheit auch gemacht. Andererseits habe ich, als mein Mann selbstständig war, mit meinem sicheren Einkommen einiges abfangen können. Jetzt bin ich eben dran. Ich hoffe, die Susanne in mir wird die Kathrin bald ablösen 😉 Und eine gute Portion Geduld mitbringen.
Liebe Grüße,
Ivana